Je mehr ich über meinen vorherigen Eintrag reflektiere,
desto mehr zweifle ich daran, ob ich das System „Internet“ zu unkritisch und leichtsinnig in mein Leben integriere.
Es ist so eng mit meinem realen Leben verwoben, dass ich dafür in mancherlei
Hinsicht blind bin. Denn haben diese Darstellungen von uns im Internet noch
wirklich etwas mit uns gemein oder sind sie lediglich Wunschprojektionen unseres
Selbst?!
Dies beginnt schon bei der Fotoauswahl, welche man zu seinem
Profil in einem sozialen Netzwerk hinzufügen möchte und welche nicht. So wählt
man im Grunde stets Fotos aus, die einen vorteilhaft darstellen. Schließlich repräsentiert
genau dieses Foto einen selbst im Netz. Dies ist aber des Öfteren
problematisch, da es zahlreiche Möglichkeiten gibt, das Bild zu manipulieren. Auch
ich stelle mir manchmal die Frage, ob mich jemand auf offener Straße nur anhand
meines Profilbildes erkennen würde, obwohl ich höchstens die Lichtverhältnisse
oder den Kontrast am Bild verändere. Allein diese Effekte können ein Bild ganz
anders wirken lassen. Wenn ich dann noch zusätzlich meine Brille aufsetze, die
auf keinem einzigen Bild im Internet zu sehen ist, wird die Identifizierung
nochmals erschwert. Ich gebe also bewusst nur die Information preis, von der
ich will, dass sie bekannt wird. Doch sobald man in der Realität
aufeinandertrifft, beginnt genau diese Maske, die jeder für sich selbst im
Internet bastelt, zu bröckeln.
Manche Internet-User gehen soweit, dass sie ihr
Profilbild bis zur Unkenntlichkeit bearbeiten. Anstatt braunen Augen haben sie dann
auf einmal strahlend blaue, weil es besser ankommt oder haben einen „Traumkörper“,
welcher aber bei näherer Betrachtung eher unförmig wirkt als
schmeichelnd…Es gibt aber auch welche, die noch einen Schritt weiter gehen und Fake-Profile anlegen. Falsches Bild, falscher Name, usw.… Auch ich habe
eine „Freundin“ in Facebook, die wie eine allseits bekannte Jugendliche in einer Serie heißt und
auch von selbiger ein Profilbild verwendet. Doch die Krönung stellt für mich
immer noch ihre Beziehung dar. Ja genau richtig… mit dem Serienfreund der
Jugendlichen, ebenfalls mit entsprechendem Foto. Des Weiteren postet sie
ständig irgendwelche Dinge, als ob sie WIRKLICH diese Jugendliche wäre. Meine
Zimmernachbarin und ich finden dieses Verhalten zwar amüsant, fragen uns jedoch
gleichzeitig, welche Auswirkung diese Art der Selbstdarstellung auf ihre Persönlichkeit hat. Fotos von ihr selbst sucht man vergeblich. Sie scheint
in ihrer ganz eigenen Welt gefangen zu sein. Sie hat sich ihre eigene Realität
erschaffen. Sie lebt ihren Wunsch im Internet aus. Vielleicht um einfach einmal
aus dem behandelt werden ausbrechen zu können. Denn auf den ersten Blick erscheint
es so, als ob sie die Oberhand hätte und die Regeln selbst festlegen könnte…sie
kann also eine führende Position einnehmen. Sie legt fest wie die virtuell
erstellte Figur handelt und in welcher Konstellation sie zu anderen steht. Sollte
ihr etwas missfallen, lässt sich das häufig mit einem Klick ändern. Also alles
kein Problem?!
Nein, sicherlich nicht!!! Solche Personen blenden oftmals die
Tatsache aus, dass auch diese Wunsch-Realität ihre Grenze hat. Man kann sich
nur innerhalb des vom Programmierer vorgegebenen Rahmens bewegen und nicht
darüber hinaus. Dies wird einem allerdings nur dann klar, wenn man an genau
diese Grenzen gelangt und sich darüber ärgert, dass es die gewünschte Funktion,
die man ausführen möchte, nicht gibt. Man wird also vom Programmierer
und seinem Programm behandelt.
Schlussendlich ist zu sagen, dass sich im Netz alle
möglichen Menschen tummeln. Dabei versteckt jeder sein wahres Ich hinter einer
selbsterstellten Fassade. Die Einen mehr und die Anderen weniger. Selbst
in der Realität kann man eine Person nie vollkommen erfassen, doch das Internet
liefert den Nutzern nochmals mehr eine Option ihre Identität zu verschleiern.
Man kann dadurch seine Mitmenschen täuschen, aber man täuscht sich damit ebenso ein Stückweit selbst. So kann die bereits erwähnte „Freundin“ noch so gut
ihre „Rolle“ im Forum spielen. Sie wird dennoch nie und nimmer im realen Leben diesen „Lebensstil“ umsetzen
können. Dies ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Doch egal, welche Identität man im Internet und den damit
verbundenen Foren annimmt, man unterwirft sich automatisch, zumeist
unbewusst dem Programmierer des Programmes. So allmächtig und bestimmend, wie
wir uns im ersten Moment fühlen, sind wir ganz und gar nicht. Man bedenke nur
einmal die Wirkung von Werbung, die einem auf jeder Internetseite
entgegenblinkt… Na fühlst du dich immer noch als Internet-USER?!
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Bildquellen:
Bild 1:
gibbaff, „Ich sehe was, was du nicht siehst“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (21.02.2013 um 15:20).
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Bild 2:
herrlehmann, „wrong turn“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (21.02.2013 um 15:34).
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