Freitag, 14. Dezember 2012

Das Feuer in uns



In meinem letzten Blogeintrag habe ich speziell Bezug auf die äußeren Gegebenheiten genommen, die das eigene Potential beeinflussen. Nun möchte ich diese mit dem inneren Feuer, genauer gesagt der Leidenschaft, verknüpfen. Der Duden definiert den Begriff Leidenschaft auf drei verschiedene Arten. Wobei eine Definition davon sich sehr gut mit der Potentialentfaltung in Verbindung setzen lässt. Diese  lautet wie folgt: „[G]roße Begeisterung, ausgeprägte (auf Genuss ausgerichtete) Neigung, Passion für etwas, was man sich immer wieder zu verschaffen, was man zu besitzen sucht, für eine bestimmte Tätigkeit, der man sich mit Hingabe widmet“[1]. Leidenschaft ist sozusagen unser innerer Antrieb.

Denn ist es nicht auch schließlich so, dass wir erst durch etwas, das uns mit Freude erfüllt, das Leben als lohnenswert ansehen? Ohne Leidenschaft, Freude, Zufriedenheit und all den anderen positiven Gefühlszuständen würde es letztendlich keinen Unterschied machen, was für einen Effekt das Handeln hätte, beziehungsweise wie wir überhaupt erst handeln. Wäre dies so, könnte ich genauso gut Mathematik anstatt Literatur-Kunst-Medienwissenschaft studieren. Da es schließlich meinen Gefühlszustand nicht beeinflussen würde. Glücklicherweise ist dies aber nicht der Fall...

… In letzter Zeit wurde ich öfters gefragt, wie mir denn mein Studium bisher gefällt. Meine Antworten darauf waren stets positiv und erst dabei stellte ich bewusst fest, dass ich sehr zufrieden mit meiner Studienwahl bin. Ehrlich gesagt, kann ich mir im Moment gar nichts anderes vorstellen. Doch dies wurde mir erst wirklich deutlich, als mich andere direkt darauf ansprachen. Oftmals sind wir uns Dingen oder Zuständen gar nicht klar, bis uns andere darauf aufmerksam machen, weil wir unsere Lebensumstände größtenteils als selbstverständlich ansehen. Doch dann muss ich an die Menschen, die gezwungenermaßen bestimmten Tätigkeiten nachgehen, denken. Sei es nun aus familiären, geldlichen oder sonstigen Gründen.  In solchen Momenten wird mir erst richtig bewusst, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich etwas tun darf, was mich erfüllt.

Trotzdem ich jedes Mal wenn ich erwähne, was ich studiere, gefragt werde, was man damit denn auch bitte machen will. Ich rattere als Antwort ein paar mögliche Berufe herunter, obwohl ich ganz genau weiß, dass die Meisten mir damit eigentlich sagen wollen, dass sie mein Studium nicht gerade für sehr sinnvoll halten. Oder wie ein ehemaliger Mitschüler sagte: „Ja gut…du kannst in Verlage, da verdienst dann nicht schlecht. Aber alles andere kannst du ja mehr oder weniger vergessen.“. Erwidern tue ich darauf nur selten etwas. Ich denke mir lediglich, dass jeder einen anderen Anspruch an das Leben stellt und für mich steht eben die Freude für das, was ich tue im Vordergrund. Oder um es in John Lennons Worten zu sagen: “When I was 5 years old, my mother always told me that happiness was the key to life. When I went to school, they asked me what I wanted to be when I grew up. I wrote down ‘happy’. They told me I didn’t understand the assignment, and I told them they didn’t understand life.”[2]Ich finde den Spruch wunderbar, weil er einfach wahr ist. Man sollte ein glückliches und erfülltes Leben führen. Klar hilft einem Geld in unserer Gesellschaft ungemein dabei, aber auch wir können uns weder Glückseligkeit noch Freude davon kaufen. Doch die Leidenschaft für etwas kann diese Gefühle hervorbringen. Sie ist das, was uns auszeichnet, vorantreibt und erfüllt. Oftmals wird sie erst durch das zutun von anderen Personen zu Tage befördert, doch was wir daraus machen, liegt allein in unserer Hand. Denn die Passion für etwas  kann uns niemand nehmen und was ist das schon im Vergleich zu Geld?!

Für mich steht jedenfalls fest, dass egal welchen Beruf ich später ausüben werde, dieser mich mit Freude erfüllen wird und allein diese Vorstellung macht mich jetzt schon glücklich.

 
______________________________________________________

Internetquellen:
 
[1] Bibliographisches Institut GmbH, Definition Leidenschaft (2012), http://www.duden.de/rechtschreibung/Leidenschaft (09.12.2012 um 17:17).
[2] Goodreads Inc, John Lennon Quotes (2012), http://www.goodreads.com/quotes/282517-when-i-was-5-years-old-my-mother-always-told (09.12.2012 um 20:40).
 
Bildquelle:
 
eSteffania, „Feuerseile“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (14.12.2012 um 17:11).

Dienstag, 4. Dezember 2012

Nutze deine Möglichkeiten


Auf Internetseiten mit „Fails“ herumstöbern, gehört wohl zu einem meiner größten Hobbies. Und heute springt mir dabei gleich mein Blogthema entgegen. Zum Schluss des Eintrags steht in schwarzen fetten Lettern „Nutze die Möglichkeiten, die dir gegeben wurden. […][1]“ . Da mir die Worte fast schon zu tiefsinnig für solch eine Seite erscheinen, bringen sie mich zum Nachdenken. Denn haben wir in unserer fortschrittlichen Gesellschaft nicht wirklich die Möglichkeit, aktiv unser Leben zu bestimmen…also Akteur zu sein?! Sollte es daher nicht unser Ziel sein nach Selbstverwirklichung zu streben und sein Leben selbst zu bestimmen?!

Schon von klein auf können wir die Weichen für unser Leben selbst stellen. Beispielsweise können wir die Art der weiterführenden Schule auswählen. Natürlich kommt es dabei auf die Noten an, doch für diese ist jeder selbst verantwortlich. Oftmals ist einem dies in dem jungen Alter noch nicht wirklich bewusst, doch heutzutage gibt es viele Möglichkeiten einen Abschluss nachzuholen. So ist es etwa möglich zuerst eine Ausbildung zu machen und dann das Abitur. Ich entschied mich gleich für das Abitur, da ich ehrlich gesagt auch nicht gewusst hätte, was ich stattdessen hätte machen sollen. Und durch das Abitur stehen einem nun einmal danach die meisten Möglichkeiten offen. Dadurch wählen wir zwar aktiv unseren schulischen Verlauf, sind aber auch gleichzeitig Opfer unseres Staat- und Schulsystems. Dieses System gibt einen Rahmen vor, bei welchem alle „aussortiert“ werden, die sich außerhalb von ihm befinden. Beispielsweise muss man mindestens einen Abiturschnitt von 1,2 haben, um Medizin studieren zu können. Doch woran will ich an Hand dieses Schnitts erkennen, ob aus der entsprechenden Person später auch mal ein guter Arzt werden wird? Möglicherweise würde jemand, der nicht den gewünschten Schnitt hat, der viel bessere Arzt sein, jedoch bleibt ihm diese Chance verwehrt.

Allerdings könnte man einwenden, dass sich derjenige, der Arzt werden möchte, auch wirklich ins Zeug legt, um sein Ziel zu erreichen. Dabei sollten aber niemals die äußeren Rahmenbedingungen vernachlässigt werden. Vielleicht hatte man im alles entscheidenden Augenblick einen Blackout und konnte sich an kein Wort des hart erlernten Stoffes erinnern?! Doch so etwas interessiert die Universität wohl kaum.

Einen weiteren prägnanten Aspekt spielt der soziale Hintergrund. Ich konnte beispielsweise anfangs nur stockend lesen. Erst dadurch dass meine Familie es intensiv mit mir übte, konnte ich die Schwäche ablegen. Heute gehört Lesen zu einem meiner Hobbies. Doch erst durch jemanden, der von außerhalb auf mich einwirkte, kam das Potential, das in mir schlummerte zum Vorschein. Natürlich war mir das ständige Lesetraining damals zuwider und ich habe mich schlecht behandelt gefühlt, da ich schließlich gezwungen wurde es zu tun. Ohne Hilfe würde ich wohl immer noch schlecht lesen und Spaß machen würde es mir auch nicht. Doch nicht jeder hat so viel Glück wie ich. Manchen Eltern ist es schlichtweg egal, ob ihre Kinder gut in der Schule sind oder sie können ihnen nicht helfen, da sie es selber nicht besser können. Die Kinder befinden sich in einer völlig anderen Ausgangssituation.

Eine völlig andere Ausgangsposition schafft auch das Geld. Ohne Geld würde in unserer Gesellschaft vermutlich so gut wie gar nichts zustande kommen. Ärmere Familien haben dabei ganz klar das Nachsehen. Wenn etwa bei einer wohlbetuchten Familie das Kind Schwierigkeiten in der Schule hat, wird ein Nachhilfelehrer engagiert. Dies könnte sich eine Familie, die gerade so über die Runden kommt, gar nicht leisten. Erhält das Kind nun keine Unterstützung, wird es seine Schulleistung beibehalten, wenn nicht sogar noch schlechter werden. Außer es würde selbstständig üben, was aber in jungen Jahren selten der Fall ist. Die schlechte Schulleistung wiederum begrenzt die spätere Berufswahl und diese die Verdienstmöglichkeiten. Dadurch ist man in seinem Handeln eingeschränkt, da man schlicht und ergreifend zu wenig Geld für bestimmte Dinge, die man eigentlich machen möchte, hat.

Natürlich kann man realistische Ziele immer erreichen, wenn man es will. Jedoch ist für jede Person der Weg zu diesem Ziel unterschiedlich schwer. Manche müssen nicht mal einen Finger dafür krumm machen und anderen werden dabei noch Steine in den Weg gelegt. Dabei spielen die äußeren Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Aber dennoch kommt es zu einem Großteil auf einen selber an. Darauf was man aus seinem Leben macht und welche Ansprüche man überhaupt an das Leben stellt.


______________________________________________________

Internetquelle:

1   Unbekannt, Die Wahrscheinlichkeit deiner Existenz, http://de.webfail.at/image/die-wahrscheinlichkeit-deiner-existenz-win-bild.html (30.11.2012 um 14:08).
 
Bildquelle:
 
Singa, „Windstoß“, CC-Lizenz (BY 2.0)
/
http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (04.12.2012 um 20:45).

Dienstag, 27. November 2012

Der unbewusste Akteur am Beispiel Familie

Der Geburtstag steht mal wieder vor der Türe...man bekommt Geschenke, Karten und Glückwünsche. Doch wieso überhaupt? Schließlich ist es nicht mein Verdienst, dass ich auf dieser Welt bin. Sollte ich nicht viel mehr meiner Mutter danken, anstatt dass sie mir ein Geschenk überreicht?! Denn ohne sie wäre ich jetzt nicht hier. Doch unsere Gesellschaft prägt uns von klein an, dass der Geburtstag ausschließlich dem Geburtstagskind gewidmet ist. Zumindest kenne ich bisher niemanden, der an seinem eigenen Geburtstag seinen Eltern ein Geschenk überreicht hat. Wir lassen uns also behandeln oder eher gesagt beschenken, obwohl wir vielmehr selbst der Akteur sein sollten. In manch anderen Bereichen dagegen nehmen wir gerne die Rolle des Akteurs ein und sind uns dessen oftmals gar nicht bewusst.

Sobald man das Licht der Welt erblickt, fordert man nach den verschiedensten Dingen. Man will gefüttert, unterhalten und umsorgt werden. Sollte mal etwas gegen die Erwartung verlaufen, „straft“ man seine Eltern als Baby und Kind mit seinem Geschrei. Diese sind dagegen machtlos und versuchen alles erdenklich mögliche, um das Geschrei zu stoppen. Schaut man sich so manche Tiere dagegen an, stellt man fest, dass diese oftmals gleich nach der Geburt ohne ihre Eltern überleben müssen. Im Tierreich wird das Baby durch die Abkapselung gegenüber den Eltern zu einem eigenständigen Akteur, da es für sich selbst sorgen muss. Bei den Menschen hingegen findet eine ständige Transformation zwischen Akteur und Patient statt. Das Menschenbaby ist einerseits Patient, da es ohne elterliche Fürsorge niemals überleben würde, aber es ist andererseits auch Akteur, da es die Eltern aktiv auffordert sich mit ihm zu beschäftigen und sich um es zu kümmern.
Doch selbst wenn das Kind aus dem Gröbsten heraus ist, stellt es noch Ansprüche. Es lässt sich das Essen kochen, die Wäsche waschen, zu Freunden chauffieren oder manchmal sogar das eigene Zimmer von der Mutter putzen. Dadurch begibt es sich zwar in eine Behandelten-Rolle, aber diese ist gewollt. Manchen ist diese Rolle aber auch unbewusst, da es für sie selbstverständlich ist „bedient“ zu werden. Für das Rundum-Sorglos-Paket sind die Eltern doch schließlich auch zuständig…Zumindest denken so viele Kinder und manchmal auch noch Jugendliche. Denn häufig kennen sie es schlicht und einfach nicht anders. Eine typische Aussage, die wohl jeder schon einmal gegenüber den Eltern in den Mund genommen hat, ist: „Aber meine ganzen Freunde müssen auch nie im Haushalt helfen. Wieso muss ich dann das machen?!“.     
Denn erst sobald das bequeme Leben ein Ende hat, wird aus dem behandelten Kind wieder ein handelndes. Entweder es rebelliert dagegen und setzt somit die Eltern beziehungsweise den Elternteil, der für den Haushalt zuständig ist unter Druck oder es fügt sich seinem Schicksal und übernimmt Eigenverantwortung. Denn spätestens beim Auszug aus dem Elternhaus muss es sein Leben selbst in die Hand nehmen. Somit wäre es für alle Beteiligten das Beste, wenn das Kind schon frühzeitig einen Part im Haushalt übernimmt. Viele Erziehungsberechtigten fällt aber genau dies schwer. Das Kind soll sich lieber auf die Schule konzentrieren und einen guten Abschluss machen. Es soll nicht überlastet werden. Oder es würde den Ansprüchen der Aufgabenerledigung sowieso nicht gerecht werden, daher erledigen die Eltern es von vorneherein einfach selbst, um nur ein paar der zahlreichen Gründe zu nennen.

Die Rolle des Akteurs und des Patienten befinden sich in ständigem Wechsel zwischen den Eltern und dem Kind. Wobei das Kind jedoch öfters die Position des Behandelten einnimmt, da es als Baby auf seine Eltern angewiesen ist und bis in seine Jugend hinein ihren Regeln unterworfen ist. Es wird lediglich zum Akteur, wenn es die Regeln bricht oder Eigenverantwortung übernimmt. Doch da wären auch noch die Ansprüche, die ein jeder an den anderen stellt. Diese werden zwar aktiv, aber meist unbewusst ausgeübt. Beispielsweise strebt man als Sohn oder Tochter einen guten Schulabschluss an, damit die Eltern stolz auf einen sind. Obwohl sie einen wohl kaum weniger lieb hätten, wenn man nicht so gut abschneiden würde. Andersherum gilt aber dasselbe. Es ist bei vielen Kindern beziehungsweise Jugendlichen schon eine Selbstverständlichkeit, dass wenn sie von Schule nach Hause kommen, bereits das Mittagessen auf dem Tisch steht.

 
______________________________________________________
Bildquelle:
David Travis, „safe in Mum's hand“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de
(27.11.2012 um 16:47).

Dienstag, 20. November 2012

Die Macht der Worte


Jede Person, die mit uns in Kontakt tritt, beeinflusst uns in unserem Handeln und in unseren Aussagen. Uns würde zum Beispiel nie einfallen, mit einer Autoritätsperson so zu reden wie mit unseren Freunden. Es fällt uns unterschiedlich schwer über ein und dasselbe Thema mit verschiedenen Menschen zu reden. Manchen erzählen wir vielleicht sogar gar nichts davon, weil wir denken, dass sie es nicht verstehen würden oder ähnliches und mit anderen können wir stundenlang darüber reden. Es gibt aber ebenso Situationen, in denen man hin- und hergerissen ist. Soll ich es sagen oder doch lieber für mich behalten? Aber warum ist das so?

Genau in einer solchen Lage habe ich mich im Kolloquium für meinen Seminarkurs, der mein mündliches Abitur war, befunden. Nicht gerade sehr angenehm… Die an mich gestellte Frage hat gelautet: „Fällt dir denn eine Religion ein, in welcher Frauen heute noch nicht gleichberechtigt behandelt werden?“. Ich stand gefühlte 5 Minuten stillschweigend da. Doch die Gedanken in meinem Kopf rasten nur so dahin: „Klar die katholische Kirche… aber das kannst du jetzt echt nicht sagen. Das geht nicht. Denk weiter nach… Andere Religion!!! *ratterratterratter* Dir fällt im Moment nichts anderes ein, weil du dich so darauf fixiert hast… Verdammt!!! Also sagst du es jetzt einfach. Besser er gibt dir die schlechte Note, wie dass du sie durch keine Antwort so oder so bekommst.“ Mit er meinte ich, den Religionslehrer, der zu meinem Unglück… richtig KATHOLISCH unterrichtete und einer, der drei Prüfer war. Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, hörte ich mich schon „die katholische Kirche“ sagen.
Mein damaliger Ethiklehrer, ein weiterer Prüfer, hat die Aussage natürlich sehr amüsant gefunden und auch der Oberstufenleiter, ebenfalls ein Prüfer, musste grinsen. Der Katholischlehrer dagegen verzog sein Gesicht und sah alles andere als begeistert aus: „DAS hab ich damit eigentlich nicht gemeint…Gibt es denn noch andere Religionen, die dir einfallen?“. Und jeder, der mich halbwegs kennt, weiß, dass ich manchmal Sachen sage, ohne groß davor darüber nachzudenken. Dementsprechend war auch meine Erwiderung: „Aber in der katholischen Religion gibt es doch nur Priester und keine Priesterinnen, oder?! Also sind Frauen auch nicht gleichberechtigt! Aber hmm…ja im Islam sind Mann und Frau auch nicht ebenbürtig.“. Nur ungern hat er mir bei Ersterem zugestimmt, aber bei meiner zweiten Aussage hat er begeistert mit dem Kopf genickt und gemeint, dass er eher an diese Religion gedacht hat. Danach war der ganze Spuck glücklicherweise auch vorbei…
Als ich das Zimmer verlassen hatte, wurde ich schon von verwunderten Mitschülern empfangen, was ich denn bitte gesagt hätte, dass die Lehrer (teilweise) so lachen mussten. Klar fanden sie die Geschichte lustig, aber ich selbst hoffte in dem Moment nur, dass es keine Auswirkung auf meine Note hatte. Meine Befürchtung war eine Sanktion für mein Handeln beziehungsweise für meine Aussage. Schließlich habe ich mit meiner Aussage die Religion eines Prüfers angegriffen. Nur der Gedanke, dass die beiden anderen Lehrer die Note mitbestimmten, beruhigte mich halbwegs.
Für das Kolloquium bekam ich dann schlussendlich 10 Punkte, womit ich zufrieden war. Ob besagter Lehrer mir wegen meiner Aussagen eine schlechtere Note gegeben hat, kann ich bis heute nicht sagen und ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Ich habe das gesagt, was ich für richtig hielt, obwohl es vielleicht an dieser Stelle nicht gerade die klügste Entscheidung war. Ich war jedenfalls über meine erreichte Punktzahl erstaunt. Ich würde es nochmals genau gleich machen, da es immer noch meiner Ansicht entspricht. Nichts und niemand sollte einen davon abhalten seine Überzeugungen, hinter denen man steht, nach außen hin zu vertreten. Es kommt oftmals lediglich darauf an, wie man es ausdrückt und wie es dadurch auf den anderen wirkt. Letztendlich ist es ein immenser Unterschied, ob ich etwas sachlich von mir gebe oder mit der Absicht jemanden bloß zu stellen. Die beste Ausgangsbasis ist so zu handeln, wie man selbst auch behandelt werden möchte. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass niemand gerne beleidigt, heruntergeputzt  oder lächerlich gemacht wird. Konstruktive Kritik nimmt man dagegen schon eher an, denn durch diese kann man an sich arbeiten und sich verbessern.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist, welche Position die interagierenden Menschen zueinander haben. Sollte mein gegenüber eine höhere Position, als ich selbst innehaben, habe ich sozusagen den Kürzeren gezogen. Beispielsweise  würde sich ein Angestellter nie anmaßen den Kleidungsstil des eigenen Chefs zu kritisieren, andersherum kann es jedoch schon einmal der Fall sein. Es kommt also auf das Machtverhältnis zwischen den Parteien an. Sobald eine Person von der anderen in irgendeiner Weise abhängig ist, wird der „Unterlegene“ seine Worte und Handlungen bedachter wählen, als wenn Beide gleichgestellt wären. Denn mit jedem falschen Wort oder falschen Tat muss mit entsprechenden Konsequenzen gerechnet werden, wie etwa mit einer schlechten Note oder mit der Kündigung. Man bekommt dadurch einen Rahmen vorgegeben, welcher einen persönlich einengt, aber dafür auch garantiert, dass unsere Gesellschaftssystem am Laufen bleibt.

Alles was man sagt oder auch nicht sagt, hat Konsequenzen. Worte können zum Beispiel einen Streit zwischen noch so guten Freunden auslösen. Dieser könnte, durch den Satz: „Es tut mir leid.“, beendet werden, aber oftmals kommen diese Worte einem nicht über die Lippe, weil man zu stolz ist, es nicht einsieht schon wieder klein beizugeben oder ähnliches. Deswegen sollte man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass Worte weitaus mächtiger sein können, als wir es uns oftmals bewusst sind. Man sollte sie mit Bedacht wählen. Worte können uns verbinden, aber auch trennen. Sie können uns glücklich, aber auch traurig machen. Sie können uns trösten, aber auch verletzen. In  anderen Worten: Sie beeinflussen unserHandeln,aber auch wie wir andere behandeln.
                                      
 
______________________________________________________
Bildquellen:

-Bild 1:
Mo Riza, „Red Head & seveRed Head“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (20.11.2012 um 23:57).
 
-Bild 2:
D. Sharon Pruitt, „Number 2 Alternate 20 October 2008 365 Days of Two Sisters“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (20.11.2012 um 00:46).

Montag, 12. November 2012

Musik bewegt, berührt, behandelt…


Vor zwei Tagen hieß es für meine Freundinnen und mich auf zum Cro-Konzert. Nach der Uni haben wir schnell unsere Sachen gepackt und schon saßen wir im Auto Richtung Stuttgart. Jedoch blieb dabei die Vorfreude auf der Strecke. Keine von uns war wirklich motiviert auf das Konzert. Einige von uns hatten sich im Vorfeld sogar überlegt, ob sie die Karte nicht einfach wieder verkaufen sollten… Selbst als wir vor der Schleyerhalle standen, kam noch keine Stimmung auf, sondern eher Stress… „Was hat uns eigentlich da geritten, als wir die Karten bestellt haben?! Ist doch alles so stressig und dann werden wir da drin stehen umgeben von lauter kreischenden Tenniemädchen. Und wo sind denn jetzt überhaupt die restlichen zwei Freundinnen von uns? Die werden wir bei so vielen Menschen doch niemals finden.“
Wie durch ein Wunder haben wir sie irgendwann schließlich gefunden…also auf Richtung Bühne. Bereits dort fiel einem auf, dass ein Großteil der Menschen einen sich ähnelnden Klamottenstil hatte – Mützen, enganliegende Hosen, „Cro-typische“ T-Shirts. Dabei vermittelt die Musik den Fans ein bestimmtes Lebensgefühl, das auch durch den Künstler, in diesem Fall Cro, ausgedrückt wird. Für sie gehört der bereits beschriebene Klamottenstil mit zu seiner Musik. Dies lässt sich vor allem an den Musikvideos aufzeigen, denn genau dort findet die Synthese von den Songs und dem Stil des Sängers statt. Die Anhänger orientieren sich an selbigen Videos (und auch Bildern von ihm), um ihrem Idol möglichst ähnlich zu sehen. Sei es nun, weil sie sich erhoffen, dadurch ihrem Vorbild näher zu kommen; den damit verbundenen Lebensstil mögen oder auch einfach nur auf die Klamotten stehen. Cro ist sozusagen der Akteur und behandelt seine Fans. Sie orientieren sich daran was er trägt, was er sagt und vor allem worüber er singt. Jedoch behandelt er gleichzeitig auch seine Hater. Diese mochten vielleicht den nun durch Cro verbreiteten Kleidungsstil bereits zuvor. Jetzt möchten sie sich allerdings nicht mehr so anziehen, da sie nicht in dieselbe Schublade wie er gesteckt werden wollen aus welchen Gründen auch immer.
Aber möchte man nicht genau das bei einem Konzert?! Behandelt werden und sich beeinflussen lassen? ...sich in der Musik verlieren, darin aufgehen, sie genießen, zu ihr tanzen, zu ihr summen oder einfach laut und schief mitsingen?
Ich für meinen Teil, würde die Frage mit „ja“ beantworten. Schließlich verfielen auch wir dem Bann der Musik, obwohl wir uns nicht allzu viel davon erhofft hatten. Die Stimmung war gut und alle waren aus dem gleichen Grund in der Halle versammelt. Die Liebe zur Musik war dabei das unsichtbare Band, welches uns alle miteinander verband. Der Stress von zuvor war einfach wie weggeblasen. Cro und seine Musik hatten daher unsere Stimmung beeinflusst. Musik bewegt jeden Menschen, man kann sich ihr nicht entziehen. Sie ruft automatische eine Stimmung hervor. Läuft zum Beispiel die Musik nur leise im Hintergrund, setzt man sich viel eher zusammen und redet in gemütlicher Runde, wohingegen man bei lauter Musik dazu verleitet wird zu tanzen, da ein Gespräch nur erschwert möglich ist. Sie hat damit auch Auswirkungen auf unser Handeln. Jedoch könnte man behaupten, dass wir auch auf die Musik einwirken, indem wir ein Lied mit einem besonderen Moment verknüpfen und dem Lied einen persönlichen Aspekt „hinzufügen“. Ich muss beispielsweise bei dem Lied „I just want to make you sweat“ von Snoop Dogg jedes Mal grinsen, weil es mich daran erinnert, dass meine Freundin es unabsichtlich zu „I just want to make you SWEET“ umgetextet hat. Jeder hat wohl ein Lied, das ihn an eine bestimmte Person oder eine Situation erinnert. Doch erst durch diese persönliche Verknüpfung bekommt es diese besondere Bedeutung.
Bei den Musikern verhält es sich so ähnlich wie mit ihrer Musik. Sie nehmen Einfluss auf uns, aber wir auch auf sie. Cro zum Beispiel bewegte durch die Aufforderungen,  einen Fremden zu umarmen oder durch das Zücken des Handys die Halle in ein Lichtermeer zu verwandeln, das Publikum aktiv zum Handeln. Ich gehörte dabei wohl eher zu der Minderheit, die nicht nach dem Handy griff, um die Halle zu erleuchten. Ich war viel zu sehr mit dem unglaublichen Anblick beschäftigt… Genau solche Momente schaffen eine Verbindung zwischen den Menschen. Denn jeder Einzelne ist doch ein Funkeln, das zu einem großen hellen Lichtermeer verschmilzt. Es sah einfach atemberaubend aus. Man sah seinen Nachbar an und wusste auch ohne Worte, dass er genauso überwältigt war. Manchmal hat es also etwas für sich behandelt zu werden, denn ansonsten würde so etwas nie stattfinden…was wirklich schade wäre. Dass aber Cro auch von seinen Fans „abhängig“ ist, wurde vor allem durch seine Aussage: „Danke, dass ihr alle da seid und euer hart verdientes Geld für ein Konzert von mir ausgebt. Das ist wirklich nicht selbstverständlich!“ deutlich. Es ist schlicht und einfach eine Tatsache, dass wenn er niemanden mit seiner Musik ansprechen würde, er niemals ein Konzert geben würde – zumindest keines wovon er seinen Lebensunterhalt bestreiten könnte. Ebenfalls haben die Anhänger meistens eine Erwartungshaltung gegenüber dem Konzert. Diese Erwartung muss vom Künstler erfüllt werden, da er ansonsten im schlimmsten Fall Fans verliert.
Doch Cro hat alles richtig gemacht und wir verließen alle glücklich und zufrieden das Konzert. Cro hat uns einen schönen Abend bereitet, den keine von uns missen möchte. Jedes Mal, wenn wir einen Video- oder Tonmitschnitt von dem Konzert sehen bzw. hören, denken wir daran zurück und können es immer noch nicht fassen, dass wir wirklich dabei waren. In anderen Worten: Cro, wir lassen uns gerne von dir und deiner Musik behandeln!

Sonntag, 4. November 2012

Erste Gedanken und Ansätze...


Heute Morgen schaue ich noch etwas verschlafen auf mein Handy. Eine mir ewig lang erscheinenden Message von meiner Nachbarin . Der Inhalt war ihr erster Blogeintrag zu diesem Seminar. Mein erster Gedanke war nur „Mist!!! Du hast noch nicht mal den Hauch einer Ahnung, worüber du überhaupt schreiben sollst. Keine einzige Zeile hast du bisher getippt und sie hat schon einen  kompletten Eintrag fertig.“ Als sie dann auch noch eine Stunde später auf meinem Sofa saß und mit Ideen um sich geworfen hat, kam ich mir noch schlechter vor. Während sie sich schon quer durch alle Blogs gelesen hatte, habe ich mich noch gemütlich in meinem Bett vom Abend zuvor erholt.
Und da war dann auch schon das Gefühl des Drucks da. Du MUSST jetzt auch endlich mit dem Eintrag anfangen. Dank den bereits verfassten Blogeinträgen sitze ich nun hier und schreibe meinen eigenen, obwohl ich noch genug Zeit hätte. Ich fühle mich gezwungen zu handeln. Ich bin sozusagen der Patient und die anderen Blogger sind die Akteure, die mich erst dazu bewegen, im Moment zu handeln. Egal was man tut, der verflixte Gedanke, dass man bloggen MUSS, schwirrt einem immer im Kopf herum - IMMER, ÜBERALL und STÄNDIG. Erst sobald ich gegen dieses unangenehme Gefühl etwas unternehme, fällt es von mir ab. In genau dieser Hoffnung verfasse ich auch selbigen Blogeintrag. Doch da wäre immer noch die ungeklärte Frage, über was ich nun schreiben soll. Das Thema MUSS einem gefallen und MUSS gleichzeitig auch ergiebig sein. Am liebsten würde ich das Bloggen vorerst lieber sein lassen und darauf hoffen, dass ich irgendwann einen genialen Gedankenblitz haben werde. Wenn da doch bloß nicht mein unliebsamer Begleiter –der Druck - wäre! Also wird es nichts mit dem Warten auf die geniale Idee und ein Rapsode, der von seiner Muse befallen wird, bin ich ja leider auch nicht…
Es steht allerdings jetzt schon fest: Das Handeln anderer wirkt auf mich ein. Warum also nicht darüber schreiben? Inwiefern beeinflusst mich mein Umfeld und auf welche Art und Weise tut es dies? Werden wir nur durch Menschen aus unserer Umgebung angetrieben oder doch von uns selbst?
Verdammt, nun ist auch schon Sonntag! Meine „kurze“ Schreibpause hat doch länger gedauert, als erwartet. „Jetzt musst du endlich etwas zustande bringen, denn ein wöchentlicher Blogeintrag wird erwartet.“, wiederholt mein Gehirn monoton. Ohne diese Vorgabe würde ich wohl nie einen Blogeintrag schreiben…zumindest nicht in dieser Form. Ich werde sozusagen fremdangetrieben. Ich führe lediglich das aus, was man von mir erwartet. Aber ist das wirklich so? Schließlich habe ich mir das Seminar freiwillig ausgesucht. Ich wusste bei der Belegung, dass ich einen Blog verfassen muss. Meine Motivation war, mehr über das Bloggen zu erfahren und natürlich die entsprechenden Credits dafür zu bekommen. Langsam bekomme ich einen Knoten ins Gehirn, denn was bin ich nun…fremd- oder doch selbstangetrieben? Vielleicht kann man es im Endeffekt gar nicht klar trennen? Wann bin ich Akteur und wann Patient? Oder gibt es möglicherweise keine klare Trennung zwischen den Beiden?                                                                                                          
Für die nur schwammig mögliche Trennung würde sprechen, dass ich zwar das Seminar aktiv auswählen konnte, aber dennoch musste ich mich an die vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten der Universität halten. Denn sobald es eine Auswahl gibt, wird gleichzeitig logischerweise alles, was nicht in der Auswahl beinhaltet ist, ausgeschlossen. Daher kann man sich nur in dem vorgegebenen Rahmen bewegen und nicht darüber hinaus. Auf den ersten Blick erscheint es einem, als ob man die freie Wahl hätte, im Grunde wird man jedoch trotz allem behandelt. Indem man bestimmte Seminare auswählt, fungiert man als Akteur - zumindest kommt es einem so vor. Aber eigentlich ist man Behandelter, weil man durch die Universität, den eigentlichen Akteur bestimmte Vorgaben hat und diese erfüllen muss. Darauf lässt sich allerdings erwidern, dass man die Universität selbst ausgewählt hat. Aber hat man das wirklich frei entschieden? Ist man nicht viel eher „Opfer“ von vielen Akteuren, die auf einen einwirken? Da wären die Vorgaben der Gesellschaft, die Eltern, die Absagen anderer Universitäten und vieles mehr. Das Netz lässt sich immer weiter spinnen…
…Kann man dann jemals kein Patient sein? Schließlich werden an jeden Menschen Erwartungen gestellt, die sich auf das Handeln auswirken. Selbst eine Person, die sich nicht diesen Erwartungen beugen möchte, reagiert schlussendlich doch genau auf selbige. Durch das Nicht-Erfüllen will sie oftmals provozieren, auffallen, polarisieren oder ausdrücken, dass ihr die Meinung des "Erwartungsstellers" egal ist.

In meinen weiteren Blogeinträgen möchte ich auf die bereits aufgeworfenen Fragen weiter eingehen. Mein Hauptaugenmerk soll dabei auf der Interaktion zwischen Menschen liegen und wie sie sich durch ihr Verhalten gegenseitig beeinflussen.
 
______________________________________________________
Bildquelle:
OiMax, „crowded stream“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (04.11.2012 um 16:23).

Samstag, 3. November 2012

Blogbeschreibung

Im Rahmen des Seminares "Behandelt werden" untersuche ich in meinem Blog, inwiefern wir von unseren Mitmenschen beeinflusst werden.
Je mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetze, desto klarer wird mir, wie weitläufig es ist. Dadurch streife ich die verschiedensten Gebiete. Ein weiterer Grund liegt in der Führung von Gesprächen mit anderen, daher kommen immer wieder neue Ideen für einen Eintrag zustande. In anderen Worten: Ich werde beeinflusst, aber natürlich auch gleichzeitig inspiriert. Womit wir schon mitten im Thema des Blogs wären...
Bei den Einträgen versuche ich stets meine Hauptfragestellung mit einzubauen, wie andere Einfluss auf uns nehmen und wie wir auf die Behandlung reagieren.
In meinem Fazit werde ich  abschließend die Erkenntnisse, die aus den Blogeinträgen resultieren, soziologisch belegen, da die Soziologie sich mit Handlungsmustern auseinandersetzt, welche einen wichtigen Bestandteil der Interaktion darstellen.