Dienstag, 27. November 2012

Der unbewusste Akteur am Beispiel Familie

Der Geburtstag steht mal wieder vor der Türe...man bekommt Geschenke, Karten und Glückwünsche. Doch wieso überhaupt? Schließlich ist es nicht mein Verdienst, dass ich auf dieser Welt bin. Sollte ich nicht viel mehr meiner Mutter danken, anstatt dass sie mir ein Geschenk überreicht?! Denn ohne sie wäre ich jetzt nicht hier. Doch unsere Gesellschaft prägt uns von klein an, dass der Geburtstag ausschließlich dem Geburtstagskind gewidmet ist. Zumindest kenne ich bisher niemanden, der an seinem eigenen Geburtstag seinen Eltern ein Geschenk überreicht hat. Wir lassen uns also behandeln oder eher gesagt beschenken, obwohl wir vielmehr selbst der Akteur sein sollten. In manch anderen Bereichen dagegen nehmen wir gerne die Rolle des Akteurs ein und sind uns dessen oftmals gar nicht bewusst.

Sobald man das Licht der Welt erblickt, fordert man nach den verschiedensten Dingen. Man will gefüttert, unterhalten und umsorgt werden. Sollte mal etwas gegen die Erwartung verlaufen, „straft“ man seine Eltern als Baby und Kind mit seinem Geschrei. Diese sind dagegen machtlos und versuchen alles erdenklich mögliche, um das Geschrei zu stoppen. Schaut man sich so manche Tiere dagegen an, stellt man fest, dass diese oftmals gleich nach der Geburt ohne ihre Eltern überleben müssen. Im Tierreich wird das Baby durch die Abkapselung gegenüber den Eltern zu einem eigenständigen Akteur, da es für sich selbst sorgen muss. Bei den Menschen hingegen findet eine ständige Transformation zwischen Akteur und Patient statt. Das Menschenbaby ist einerseits Patient, da es ohne elterliche Fürsorge niemals überleben würde, aber es ist andererseits auch Akteur, da es die Eltern aktiv auffordert sich mit ihm zu beschäftigen und sich um es zu kümmern.
Doch selbst wenn das Kind aus dem Gröbsten heraus ist, stellt es noch Ansprüche. Es lässt sich das Essen kochen, die Wäsche waschen, zu Freunden chauffieren oder manchmal sogar das eigene Zimmer von der Mutter putzen. Dadurch begibt es sich zwar in eine Behandelten-Rolle, aber diese ist gewollt. Manchen ist diese Rolle aber auch unbewusst, da es für sie selbstverständlich ist „bedient“ zu werden. Für das Rundum-Sorglos-Paket sind die Eltern doch schließlich auch zuständig…Zumindest denken so viele Kinder und manchmal auch noch Jugendliche. Denn häufig kennen sie es schlicht und einfach nicht anders. Eine typische Aussage, die wohl jeder schon einmal gegenüber den Eltern in den Mund genommen hat, ist: „Aber meine ganzen Freunde müssen auch nie im Haushalt helfen. Wieso muss ich dann das machen?!“.     
Denn erst sobald das bequeme Leben ein Ende hat, wird aus dem behandelten Kind wieder ein handelndes. Entweder es rebelliert dagegen und setzt somit die Eltern beziehungsweise den Elternteil, der für den Haushalt zuständig ist unter Druck oder es fügt sich seinem Schicksal und übernimmt Eigenverantwortung. Denn spätestens beim Auszug aus dem Elternhaus muss es sein Leben selbst in die Hand nehmen. Somit wäre es für alle Beteiligten das Beste, wenn das Kind schon frühzeitig einen Part im Haushalt übernimmt. Viele Erziehungsberechtigten fällt aber genau dies schwer. Das Kind soll sich lieber auf die Schule konzentrieren und einen guten Abschluss machen. Es soll nicht überlastet werden. Oder es würde den Ansprüchen der Aufgabenerledigung sowieso nicht gerecht werden, daher erledigen die Eltern es von vorneherein einfach selbst, um nur ein paar der zahlreichen Gründe zu nennen.

Die Rolle des Akteurs und des Patienten befinden sich in ständigem Wechsel zwischen den Eltern und dem Kind. Wobei das Kind jedoch öfters die Position des Behandelten einnimmt, da es als Baby auf seine Eltern angewiesen ist und bis in seine Jugend hinein ihren Regeln unterworfen ist. Es wird lediglich zum Akteur, wenn es die Regeln bricht oder Eigenverantwortung übernimmt. Doch da wären auch noch die Ansprüche, die ein jeder an den anderen stellt. Diese werden zwar aktiv, aber meist unbewusst ausgeübt. Beispielsweise strebt man als Sohn oder Tochter einen guten Schulabschluss an, damit die Eltern stolz auf einen sind. Obwohl sie einen wohl kaum weniger lieb hätten, wenn man nicht so gut abschneiden würde. Andersherum gilt aber dasselbe. Es ist bei vielen Kindern beziehungsweise Jugendlichen schon eine Selbstverständlichkeit, dass wenn sie von Schule nach Hause kommen, bereits das Mittagessen auf dem Tisch steht.

 
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Bildquelle:
David Travis, „safe in Mum's hand“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de
(27.11.2012 um 16:47).

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