Jede Person, die mit uns in Kontakt tritt, beeinflusst uns
in unserem Handeln und in unseren Aussagen. Uns würde zum Beispiel nie
einfallen, mit einer Autoritätsperson so zu reden wie mit unseren Freunden. Es
fällt uns unterschiedlich schwer über ein und dasselbe Thema mit verschiedenen
Menschen zu reden. Manchen erzählen wir vielleicht sogar gar nichts davon, weil
wir denken, dass sie es nicht verstehen würden oder ähnliches und mit anderen können wir stundenlang
darüber reden. Es gibt aber ebenso Situationen, in denen man hin- und hergerissen
ist. Soll ich es sagen oder doch lieber für mich behalten? Aber warum ist das
so?
Genau in einer solchen Lage habe ich mich im Kolloquium für
meinen Seminarkurs, der mein mündliches Abitur war, befunden. Nicht gerade sehr
angenehm… Die an mich gestellte Frage hat gelautet: „Fällt dir denn eine
Religion ein, in welcher Frauen heute noch nicht gleichberechtigt behandelt
werden?“. Ich stand gefühlte 5 Minuten stillschweigend da. Doch die Gedanken in
meinem Kopf rasten nur so dahin: „Klar die katholische Kirche… aber das kannst
du jetzt echt nicht sagen. Das geht nicht. Denk weiter nach… Andere Religion!!!
*ratterratterratter* Dir fällt im Moment nichts anderes ein, weil du dich so
darauf fixiert hast… Verdammt!!! Also sagst du es jetzt einfach. Besser er gibt
dir die schlechte Note, wie dass du sie durch keine Antwort so oder so
bekommst.“ Mit er meinte ich, den Religionslehrer, der zu meinem Unglück…
richtig KATHOLISCH unterrichtete und einer, der drei Prüfer war. Bevor ich noch
weiter darüber nachdenken konnte, hörte ich mich schon „die katholische Kirche“
sagen.
Mein damaliger Ethiklehrer, ein weiterer Prüfer, hat die
Aussage natürlich sehr amüsant gefunden und auch der Oberstufenleiter,
ebenfalls ein Prüfer, musste grinsen. Der Katholischlehrer dagegen verzog sein
Gesicht und sah alles andere als begeistert aus: „DAS hab ich damit eigentlich
nicht gemeint…Gibt es denn noch andere Religionen, die dir einfallen?“. Und
jeder, der mich halbwegs kennt, weiß, dass ich manchmal Sachen sage, ohne groß
davor darüber nachzudenken. Dementsprechend war auch meine Erwiderung: „Aber in
der katholischen Religion gibt es doch nur Priester und keine Priesterinnen, oder?!
Also sind Frauen auch nicht gleichberechtigt! Aber hmm…ja im Islam sind Mann
und Frau auch nicht ebenbürtig.“. Nur ungern hat er mir bei Ersterem zugestimmt,
aber bei meiner zweiten Aussage hat er begeistert mit dem Kopf genickt und
gemeint, dass er eher an diese Religion gedacht hat. Danach war der ganze Spuck
glücklicherweise auch vorbei…
Als ich das Zimmer verlassen hatte, wurde ich schon von
verwunderten Mitschülern empfangen, was ich denn bitte gesagt hätte, dass die
Lehrer (teilweise) so lachen mussten. Klar fanden sie die Geschichte lustig,
aber ich selbst hoffte in dem Moment nur, dass es keine Auswirkung auf meine
Note hatte. Meine Befürchtung war eine Sanktion für mein Handeln beziehungsweise für meine Aussage. Schließlich habe ich mit meiner Aussage die Religion eines Prüfers angegriffen.
Nur der Gedanke, dass die beiden anderen Lehrer die Note mitbestimmten,
beruhigte mich halbwegs.
Für das Kolloquium bekam ich dann schlussendlich 10 Punkte,
womit ich zufrieden war. Ob besagter Lehrer mir wegen meiner Aussagen eine
schlechtere Note gegeben hat, kann ich bis heute nicht sagen und ehrlich gesagt
ist es mir auch egal. Ich habe das gesagt, was ich für richtig hielt, obwohl es
vielleicht an dieser Stelle nicht gerade die klügste Entscheidung war. Ich war
jedenfalls über meine erreichte Punktzahl erstaunt. Ich würde es nochmals genau
gleich machen, da es immer noch meiner Ansicht entspricht. Nichts und niemand
sollte einen davon abhalten seine Überzeugungen, hinter denen man steht, nach
außen hin zu vertreten. Es kommt oftmals lediglich darauf an, wie man es
ausdrückt und wie es dadurch auf den anderen wirkt. Letztendlich ist es ein
immenser Unterschied, ob ich etwas sachlich von mir gebe oder mit der Absicht
jemanden bloß zu stellen. Die beste Ausgangsbasis ist so zu handeln, wie man
selbst auch behandelt werden möchte. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass
niemand gerne beleidigt, heruntergeputzt
oder lächerlich gemacht wird. Konstruktive Kritik nimmt man dagegen
schon eher an, denn durch diese kann man an sich arbeiten und sich verbessern.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist, welche Position die
interagierenden Menschen zueinander haben. Sollte mein gegenüber eine höhere
Position, als ich selbst innehaben, habe ich sozusagen den Kürzeren gezogen.
Beispielsweise würde sich ein
Angestellter nie anmaßen den Kleidungsstil des eigenen Chefs zu kritisieren,
andersherum kann es jedoch schon einmal der Fall sein. Es kommt also auf das
Machtverhältnis zwischen den Parteien an. Sobald eine Person von der anderen in
irgendeiner Weise abhängig ist, wird der „Unterlegene“ seine Worte und
Handlungen bedachter wählen, als wenn Beide gleichgestellt wären. Denn mit
jedem falschen Wort oder falschen Tat muss mit entsprechenden Konsequenzen
gerechnet werden, wie etwa mit einer schlechten Note oder mit der Kündigung.
Man bekommt dadurch einen Rahmen vorgegeben, welcher einen persönlich einengt,
aber dafür auch garantiert, dass unsere Gesellschaftssystem am Laufen bleibt.
Alles was man sagt oder auch nicht sagt, hat Konsequenzen. Worte
können zum Beispiel einen Streit zwischen noch so guten Freunden auslösen.
Dieser könnte, durch den Satz: „Es tut mir leid.“, beendet werden, aber oftmals
kommen diese Worte einem nicht über die Lippe, weil man zu stolz ist, es nicht
einsieht schon wieder klein beizugeben oder ähnliches. Deswegen sollte man sich
immer wieder in Erinnerung rufen, dass Worte weitaus mächtiger sein können, als
wir es uns oftmals bewusst sind. Man sollte sie mit Bedacht wählen. Worte
können uns verbinden, aber auch trennen. Sie können uns glücklich, aber auch
traurig machen. Sie können uns trösten, aber auch verletzen. In anderen Worten:
Sie beeinflussen unserHandeln,aber auch wie wir andere behandeln.
-Bild 1:
Mo Riza, „Red Head & seveRed Head“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (20.11.2012 um 23:57).
-Bild 2:
D. Sharon Pruitt, „Number 2 Alternate 20 October 2008 365 Days of Two Sisters“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (20.11.2012 um 00:46).
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Bildquellen:-Bild 1:
Mo Riza, „Red Head & seveRed Head“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
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-Bild 2:
D. Sharon Pruitt, „Number 2 Alternate 20 October 2008 365 Days of Two Sisters“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
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