Montag, 12. November 2012

Musik bewegt, berührt, behandelt…


Vor zwei Tagen hieß es für meine Freundinnen und mich auf zum Cro-Konzert. Nach der Uni haben wir schnell unsere Sachen gepackt und schon saßen wir im Auto Richtung Stuttgart. Jedoch blieb dabei die Vorfreude auf der Strecke. Keine von uns war wirklich motiviert auf das Konzert. Einige von uns hatten sich im Vorfeld sogar überlegt, ob sie die Karte nicht einfach wieder verkaufen sollten… Selbst als wir vor der Schleyerhalle standen, kam noch keine Stimmung auf, sondern eher Stress… „Was hat uns eigentlich da geritten, als wir die Karten bestellt haben?! Ist doch alles so stressig und dann werden wir da drin stehen umgeben von lauter kreischenden Tenniemädchen. Und wo sind denn jetzt überhaupt die restlichen zwei Freundinnen von uns? Die werden wir bei so vielen Menschen doch niemals finden.“
Wie durch ein Wunder haben wir sie irgendwann schließlich gefunden…also auf Richtung Bühne. Bereits dort fiel einem auf, dass ein Großteil der Menschen einen sich ähnelnden Klamottenstil hatte – Mützen, enganliegende Hosen, „Cro-typische“ T-Shirts. Dabei vermittelt die Musik den Fans ein bestimmtes Lebensgefühl, das auch durch den Künstler, in diesem Fall Cro, ausgedrückt wird. Für sie gehört der bereits beschriebene Klamottenstil mit zu seiner Musik. Dies lässt sich vor allem an den Musikvideos aufzeigen, denn genau dort findet die Synthese von den Songs und dem Stil des Sängers statt. Die Anhänger orientieren sich an selbigen Videos (und auch Bildern von ihm), um ihrem Idol möglichst ähnlich zu sehen. Sei es nun, weil sie sich erhoffen, dadurch ihrem Vorbild näher zu kommen; den damit verbundenen Lebensstil mögen oder auch einfach nur auf die Klamotten stehen. Cro ist sozusagen der Akteur und behandelt seine Fans. Sie orientieren sich daran was er trägt, was er sagt und vor allem worüber er singt. Jedoch behandelt er gleichzeitig auch seine Hater. Diese mochten vielleicht den nun durch Cro verbreiteten Kleidungsstil bereits zuvor. Jetzt möchten sie sich allerdings nicht mehr so anziehen, da sie nicht in dieselbe Schublade wie er gesteckt werden wollen aus welchen Gründen auch immer.
Aber möchte man nicht genau das bei einem Konzert?! Behandelt werden und sich beeinflussen lassen? ...sich in der Musik verlieren, darin aufgehen, sie genießen, zu ihr tanzen, zu ihr summen oder einfach laut und schief mitsingen?
Ich für meinen Teil, würde die Frage mit „ja“ beantworten. Schließlich verfielen auch wir dem Bann der Musik, obwohl wir uns nicht allzu viel davon erhofft hatten. Die Stimmung war gut und alle waren aus dem gleichen Grund in der Halle versammelt. Die Liebe zur Musik war dabei das unsichtbare Band, welches uns alle miteinander verband. Der Stress von zuvor war einfach wie weggeblasen. Cro und seine Musik hatten daher unsere Stimmung beeinflusst. Musik bewegt jeden Menschen, man kann sich ihr nicht entziehen. Sie ruft automatische eine Stimmung hervor. Läuft zum Beispiel die Musik nur leise im Hintergrund, setzt man sich viel eher zusammen und redet in gemütlicher Runde, wohingegen man bei lauter Musik dazu verleitet wird zu tanzen, da ein Gespräch nur erschwert möglich ist. Sie hat damit auch Auswirkungen auf unser Handeln. Jedoch könnte man behaupten, dass wir auch auf die Musik einwirken, indem wir ein Lied mit einem besonderen Moment verknüpfen und dem Lied einen persönlichen Aspekt „hinzufügen“. Ich muss beispielsweise bei dem Lied „I just want to make you sweat“ von Snoop Dogg jedes Mal grinsen, weil es mich daran erinnert, dass meine Freundin es unabsichtlich zu „I just want to make you SWEET“ umgetextet hat. Jeder hat wohl ein Lied, das ihn an eine bestimmte Person oder eine Situation erinnert. Doch erst durch diese persönliche Verknüpfung bekommt es diese besondere Bedeutung.
Bei den Musikern verhält es sich so ähnlich wie mit ihrer Musik. Sie nehmen Einfluss auf uns, aber wir auch auf sie. Cro zum Beispiel bewegte durch die Aufforderungen,  einen Fremden zu umarmen oder durch das Zücken des Handys die Halle in ein Lichtermeer zu verwandeln, das Publikum aktiv zum Handeln. Ich gehörte dabei wohl eher zu der Minderheit, die nicht nach dem Handy griff, um die Halle zu erleuchten. Ich war viel zu sehr mit dem unglaublichen Anblick beschäftigt… Genau solche Momente schaffen eine Verbindung zwischen den Menschen. Denn jeder Einzelne ist doch ein Funkeln, das zu einem großen hellen Lichtermeer verschmilzt. Es sah einfach atemberaubend aus. Man sah seinen Nachbar an und wusste auch ohne Worte, dass er genauso überwältigt war. Manchmal hat es also etwas für sich behandelt zu werden, denn ansonsten würde so etwas nie stattfinden…was wirklich schade wäre. Dass aber Cro auch von seinen Fans „abhängig“ ist, wurde vor allem durch seine Aussage: „Danke, dass ihr alle da seid und euer hart verdientes Geld für ein Konzert von mir ausgebt. Das ist wirklich nicht selbstverständlich!“ deutlich. Es ist schlicht und einfach eine Tatsache, dass wenn er niemanden mit seiner Musik ansprechen würde, er niemals ein Konzert geben würde – zumindest keines wovon er seinen Lebensunterhalt bestreiten könnte. Ebenfalls haben die Anhänger meistens eine Erwartungshaltung gegenüber dem Konzert. Diese Erwartung muss vom Künstler erfüllt werden, da er ansonsten im schlimmsten Fall Fans verliert.
Doch Cro hat alles richtig gemacht und wir verließen alle glücklich und zufrieden das Konzert. Cro hat uns einen schönen Abend bereitet, den keine von uns missen möchte. Jedes Mal, wenn wir einen Video- oder Tonmitschnitt von dem Konzert sehen bzw. hören, denken wir daran zurück und können es immer noch nicht fassen, dass wir wirklich dabei waren. In anderen Worten: Cro, wir lassen uns gerne von dir und deiner Musik behandeln!

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