Vor zwei
Tagen hieß es für meine Freundinnen und mich auf zum Cro-Konzert. Nach der Uni
haben wir schnell unsere Sachen gepackt und schon saßen wir im Auto Richtung
Stuttgart. Jedoch blieb dabei die Vorfreude auf der Strecke. Keine von uns war
wirklich motiviert auf das Konzert. Einige von uns hatten sich im Vorfeld sogar
überlegt, ob sie die Karte nicht einfach wieder verkaufen sollten… Selbst als
wir vor der Schleyerhalle standen, kam noch keine Stimmung auf, sondern eher
Stress… „Was hat uns eigentlich da geritten, als wir die Karten bestellt
haben?! Ist doch alles so stressig und dann werden wir da drin stehen umgeben
von lauter kreischenden Tenniemädchen. Und wo sind denn jetzt überhaupt die restlichen
zwei Freundinnen von uns? Die werden wir bei so vielen Menschen doch niemals
finden.“
Wie durch
ein Wunder haben wir sie irgendwann schließlich gefunden…also auf Richtung
Bühne. Bereits dort fiel einem auf, dass ein Großteil der Menschen einen sich
ähnelnden Klamottenstil hatte – Mützen, enganliegende Hosen, „Cro-typische“
T-Shirts. Dabei vermittelt die Musik den Fans ein bestimmtes Lebensgefühl, das
auch durch den Künstler, in diesem Fall Cro, ausgedrückt wird. Für sie gehört
der bereits beschriebene Klamottenstil mit zu seiner Musik. Dies lässt sich vor
allem an den Musikvideos aufzeigen, denn genau dort findet die Synthese von den
Songs und dem Stil des Sängers statt. Die Anhänger orientieren sich an selbigen
Videos (und auch Bildern von ihm), um ihrem Idol möglichst ähnlich zu sehen.
Sei es nun, weil sie sich erhoffen, dadurch ihrem Vorbild näher zu kommen; den
damit verbundenen Lebensstil mögen oder auch einfach nur auf die Klamotten
stehen. Cro ist sozusagen der Akteur und behandelt seine Fans. Sie orientieren
sich daran was er trägt, was er sagt und vor allem worüber er singt. Jedoch
behandelt er gleichzeitig auch seine Hater. Diese mochten vielleicht den nun
durch Cro verbreiteten Kleidungsstil bereits zuvor. Jetzt möchten sie sich
allerdings nicht mehr so anziehen, da sie nicht in dieselbe Schublade wie er
gesteckt werden wollen aus welchen Gründen auch immer.
Aber möchte
man nicht genau das bei einem Konzert?! Behandelt werden und sich beeinflussen
lassen? ...sich in der Musik verlieren, darin aufgehen, sie genießen, zu ihr
tanzen, zu ihr summen oder einfach laut und schief mitsingen?
Ich für
meinen Teil, würde die Frage mit „ja“ beantworten. Schließlich verfielen auch
wir dem Bann der Musik, obwohl wir uns nicht allzu viel davon erhofft hatten. Die
Stimmung war gut und alle waren aus dem gleichen Grund in der Halle versammelt.
Die Liebe zur Musik war dabei das unsichtbare Band, welches uns alle
miteinander verband. Der Stress von zuvor war einfach wie weggeblasen. Cro und
seine Musik hatten daher unsere Stimmung beeinflusst. Musik bewegt jeden Menschen,
man kann sich ihr nicht entziehen. Sie ruft automatische eine Stimmung hervor.
Läuft zum Beispiel die Musik nur leise im Hintergrund, setzt man sich viel eher
zusammen und redet in gemütlicher Runde, wohingegen man bei lauter Musik dazu
verleitet wird zu tanzen, da ein Gespräch nur erschwert möglich ist. Sie hat
damit auch Auswirkungen auf unser Handeln. Jedoch könnte man behaupten, dass
wir auch auf die Musik einwirken, indem wir ein Lied mit einem besonderen
Moment verknüpfen und dem Lied einen persönlichen Aspekt „hinzufügen“. Ich muss
beispielsweise bei dem Lied „I just want to make you sweat“ von Snoop Dogg
jedes Mal grinsen, weil es mich daran erinnert, dass meine Freundin es
unabsichtlich zu „I just want to make you SWEET“ umgetextet hat. Jeder hat wohl
ein Lied, das ihn an eine bestimmte Person oder eine Situation erinnert. Doch
erst durch diese persönliche Verknüpfung bekommt es diese besondere Bedeutung.
Bei den
Musikern verhält es sich so ähnlich wie mit ihrer Musik. Sie nehmen Einfluss
auf uns, aber wir auch auf sie. Cro zum Beispiel bewegte durch die Aufforderungen,
einen Fremden zu umarmen oder durch das
Zücken des Handys die Halle in ein Lichtermeer zu verwandeln, das Publikum
aktiv zum Handeln. Ich gehörte dabei wohl eher zu der Minderheit, die nicht
nach dem Handy griff, um die Halle zu erleuchten. Ich war viel zu sehr mit dem
unglaublichen Anblick beschäftigt… Genau solche Momente schaffen eine
Verbindung zwischen den Menschen. Denn jeder Einzelne ist doch ein Funkeln, das
zu einem großen hellen Lichtermeer verschmilzt. Es sah einfach atemberaubend
aus. Man sah seinen Nachbar an und wusste auch ohne Worte, dass er genauso
überwältigt war. Manchmal hat es also etwas für sich behandelt zu werden, denn
ansonsten würde so etwas nie stattfinden…was wirklich schade wäre. Dass aber
Cro auch von seinen Fans „abhängig“ ist, wurde vor allem durch seine Aussage:
„Danke, dass ihr alle da seid und euer hart verdientes Geld für ein Konzert von
mir ausgebt. Das ist wirklich nicht selbstverständlich!“ deutlich. Es ist
schlicht und einfach eine Tatsache, dass wenn er niemanden mit seiner Musik
ansprechen würde, er niemals ein Konzert geben würde – zumindest keines wovon
er seinen Lebensunterhalt bestreiten könnte. Ebenfalls haben die Anhänger
meistens eine Erwartungshaltung gegenüber dem Konzert. Diese Erwartung muss vom
Künstler erfüllt werden, da er ansonsten im schlimmsten Fall Fans verliert.
Doch Cro hat
alles richtig gemacht und wir verließen alle glücklich und zufrieden das
Konzert. Cro hat uns einen schönen Abend bereitet, den keine von uns missen
möchte. Jedes Mal, wenn wir einen Video- oder Tonmitschnitt von dem Konzert
sehen bzw. hören, denken wir daran zurück und können es immer noch nicht
fassen, dass wir wirklich dabei waren. In anderen Worten: Cro, wir lassen uns
gerne von dir und deiner Musik behandeln!
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