Heutzutage wollen wir uns immerzu erweitern und noch mehr
vernetzen, als wir es ohnehin schon sind. Dadurch setzen wir uns gleichzeitig
aber auch viel mehr Einflüssen und Behandlungen aus, als es eigentlich nötig
ist. Doch wollen wir nicht genau dies?! Uns von anderen Kulturen, Sprachen,
Menschen und Traditionen beeinflussen lassen?!
Ich kann es an mir selber feststellen. Ich besitze eine
stetige Reiselust und will möglichst viele Länder, Städte, Orte besichtigen und
dadurch einmalige Erlebnisse und Erfahrungen machen. Ich brenne quasi darauf
mich behandeln und beeinflussen zu lassen.
So war meine Motivation Italienisch zu lernen unter anderem ein
Romaufenthalt. Die Stadt, die Menschen und die Sprache faszinierten mich
schlichtweg. Manchmal wurden wir sogar auf Italienisch angesprochen, da man uns
dank unserer dunklen Haare für Italienerinnen hielt. Zu gerne hätte ich in
fließendem Italienisch darauf erwidert, jedoch kannte ich leider nicht einmal
die Floskel: „Entschuldigung, aber ich
spreche kein Italienisch." Dadurch wurde der Wunsch dieser Sprache mächtig
zu sein noch größer, denn ich wollte in der Lage sein, wenigstens das zu
verstehen, was mir mitgeteilt wurde. Kaum daheim bewarb ich mich auch schon um
einen Platz im Italienischkurs an der Universität und bekam prompt eine Zusage.
Italienisch zu sprechen, verbinde ich dabei immer mit dem Lebensgefühl der
Italiener. Vor meinem inneren Auge sehe ich dabei eine Gruppe von Italienern,
die in einer Runde lebhaft und wild gestikulierend miteinander reden. Die Sprache,
die mit der Gestik unterstrichen wird, greift meiner Meinung nach das
Temperament und die Lebensfreude dieses Volkes mehr als gut auf. Sie hat etwas Weiches
und doch Gefühlsbetontes. Dabei wiederspiegelt die Sprache die Mentalität des
jeweiligen Landes und lässt viele Rückschlüsse auf die Bevölkerung zu.
So wird uns Deutschen eine Korrektheit zugeschrieben. Diese findet sich ebenso
in unsere Sprache wieder. Uns wird oft nachgesagt, dass wir so abgehackt und
streng reden… wir trennen die Worte eben korrekt. Bei uns fließen sie nicht einfach
so, es liegt keine Leichtigkeit in ihnen. Für manche Anderssprachigen hört es
sich sogar an, als ob wir uns dauerstreiten würden.
Sprache sagt also nicht nur über die Stimmung und Gefühlslage
einer einzelnen Person viel aus, sondern genauso wie ein Volk an sich tickt. Allein
schon die Tatsache, dass im Italienischen das Personalpronomen nur bei
besonderer Hervorhebung verwendet wird, spricht für sich. Und brachte mich im
Unterricht zum Schmunzeln, da ich dabei
sofort an das typische Klischee denken musste, dass Italiener zu Faulheit neigen.
Sprache bringt Menschen einander näher – sie verbindet. Ohne eine Verständigungsbasis wäre eine
Kommunikation schlichtweg unmöglich. Doch auch die Kultur der jeweiligen
Sprache lässt sich aufgrund dessen besser erkunden. Man fühlt sich gleich viel
dazugehöriger, da es eben keine Verständigungsprobleme gibt und man nicht
gleich als 0815-Tourist abgestempelt wird.
Doch wieso nehmen wir es auf uns andere Sprachen zu lernen
und uns mit fremden Kulturen in dieser Weise zu konfrontieren?!
Zum einen wollen wir wohl einfach etwas Außeralltägliches
erleben, dass uns aus unserem tristen Trott herausholt. Zum anderen wollen wir
uns dadurch weiterentwickeln. Denn durch solche Erlebnisse wachsen und lernen
wir. Wir bekommen eine offenere Einstellung gegenüber anderen und eine damit
verbundene vielseitigere Sichtweise auf die Dinge. Oftmals findet man durch
andere Kulturen ebenfalls ein stückweit mehr über sich selbst heraus. Durch die
Konfrontation mit anderen Ansichten, reflektiert man seine eigenen
und kommt sich dadurch selbst näher. Man könnte sagen, dass das Reisen in
fremde Länder auch immer eine Reise zu sich selbst ist…
Chris Beach, „Colosseum #2“, CC-Lizenz (BY 2.0)http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de
Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de (08.02.2013 um 23:25).
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